Vorhang auf für Chance P+
«Wir wollen bei Kindern dort Potenzial entdecken, wo wir bisher blinde Flecken hatten»
Es ist der gleichsam matchentscheidende Moment in der Bildungslaufbahn unserer Kinder: der Übergang von der Primar- in die Sekundarschule. Seit der Gründung der Allianz Chance+ gehörte es deshalb zu einem unserer Zielen, ein Programm zu lancieren, das Kinder aus benachteiligten Verhältnissen dabei unterstützt, den Sprung in eine Sekundarklasse mit erweiterten Ansprüchen zu schaffen. Ein Programm notabene, das für alle Kantone und Übertrittsverfahren geeignet ist. Nun ist es soweit: Ab Schuljahr 2024/2025 startet unser neues Programm «Chance P+» als Pilotprojekt.
Fünf zentrale Fragen und Antworten zum neuen Pilotprojekt
Was genau ist Chance P+ und was daran ist innovativ?
Beim Pilotprojekt Chance P+ fördern Primar- und Sekundarschulen einer Gemeinde gemeinsam Kinder, bei denen verborgenes Entwicklungspotential vermutet wird. «P» steht dabei für Primarschule oder Potenzial. Ziel ist es, dass diese Schüler:innen in eine Abteilung der Sekundarstufe mit erweiterten Anforderungen eingeteilt werden können. Der zeitliche Rahmen der Förderung ist auf drei Jahre festgelegt. In zwei zusätzlichen Stunden pro Woche findet nach der Aufnahme in der 5. Klasse ein individualisiertes und auf die schulischen und sozialen Lernbedürfnisse der Kinder zugeschnittenes Training statt. Dieses ist modular aufgebaut und zieht sich über die 6. Klasse bis in die erste Klasse der Sekundarstufe. So kann die Begleitung optimal aufgebaut werden und Wirkung entfalten.
Wer macht mit beim Projekt und wann startet es?
Als Pilotschulen starten im Schuljahr 2024/25 Langnau am Albis ZH und Spreitenbach AG. Beide Schulen sind in Brennpunktregionen situiert, mit wenig sozialer Durchmischung und vielen nichtprivilegierten Familien. Ein kleines, motiviertes Team von Lehrpersonen arbeitet über die Grenzen der beiden Kantone und sechs Schulhäuser hinweg zusammen und ist derzeit daran, den Projektaufbau zu finalisieren. «Wir haben ein Konzept, einen Fahrplan und arbeiten dem entlang, step by step», sagt Roger Stiel, Schulleiter von Spreitenbach. «Ich erwarte, dass wir mit Chance P+ bei den Kindern Potenzial dort entdecken, wo wir bislang unsere blinden Flecken hatten. Längerfristig gehen wir davon aus, dass wir unser Know-how im Umgang mit und der Förderung von diesen Kindern stark verbessern.»
Welche Herausforderungen stellen sich für das Projektteam?
Der Aufbau eines solchen Förderprogrammes bedingt die enge Zusammenarbeit zwischen Primar- und Sekundarschule und setzt eine gemeinsame, lernförderorientierte Haltung der Lehrpersonen und Schulleitungen voraus. Roger Stiel sieht darin eine grosse Chance für die Lehrpersonen: «Das Projekt ist ein Job Enrichment, denn sie können sich mit einem eigenen Projekt in ein Spezialgebiet einarbeiten und neue Kompetenzen erwerben.»
Die Schule Langnau am Albis hat sich zudem entschlossen, in der Pilotphase eine Weiterbildung zur Potenzialerkennung und -förderung durchzuführen. Gian-Reto Thöny, Mitglied des Projektteams: «Besonders gut gefällt mir, dass wir dazu angeregt werden, vermehrt auf vorhandenes, auch verstecktes Potential zu achten, statt immer nur die aktuelle Leistung zu beurteilen. Dies gelingt mit dem ressourcenorientierten Blick, der einen starken prognostischen Charakter hat.»
Wer finanziert das Pilotprojekt?
Konzeptentwicklung und -begleitung werden von der Allianz Chance+ finanziert, die ihrerseits von verschiedenen Stiftungen getragen wird. Die Umsetzung wird von den Schulen selber finanziert. Sind sie dazu nicht in der Lage, können sie einen Antrag an den Chance+ Initiative Fonds stellen. Nach Ende der Pilotphase werden vor allem die Kantone und Gemeinden gefordert sein, denn die Förderung aller Kinder und Jugendlicher gemäss ihren Interessen und Möglichkeiten ist Teil des Bildungsauftrages.
Wird die Wirksamkeit des Projekts überprüft?
Eine Begleitevaluation ist im Längsschnitt angelegt, sie wird kantonsübergreifend Gelingensbedingungen im Bereich der Prozessarbeit sowie der Förderung erarbeiten. Geplant sind zudem regelmässige Treffen, an denen sich die beiden Teams von Langnau am Albis und Spreitenbach über die Projektfortschritte austauschen.
Hintergrundinformationen zum Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe
Interessierte Schulen, die sich weitere Informationen wünschen, melden sich bei Dorothea Baumgartner oder finden auf dieser Seite weitere Informationen.