Praxistipp: Prognose ist wichtiger als Rückschau!

Von Jürg Schoch, Präsident Allianz Chance+

Beurteilungsprozess am Übergang zu einer neuen Schulstufe

Kaum hat das Schuljahr begonnen, müssen 6. und 8. Klässler:innen schon wieder an die Beurteilung am Ende des Jahres denken. Denn es ist für das Leben entscheidend, wer in welches Niveau der nächsten Schulstufe kommt.
Noten allein sind für solche schicksalshafte Entscheide keine genügende Grundlage. Und Notendurchschnitte schon gar nicht. Denn eigentlich sind Noten keine Zahlen, mit denen man rechnen darf, sondern Einschätzungen. Wohl darum werden diese im angelsächsischen Raum oft in Form von A, B, C und D ausgedrückt.

Gerade an einem schulischen Übergang geht es daher nicht zentral um die Frage, welche Leistungen Schüler:innen erbringen, sondern um die Frage, welche Leistungen sie auf Grund ihres gesamten Potenzials in nächster Zukunft erbringen können. Entsprechend muss die Beurteilung prognostisch sein. Vier Schritte auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten Gesamtbeurteilung:

  1. Bei mir selber anfangen: Wie unverrückbar ist mein Bild vom Potenzial dieses Kindes? Wie stark beeinflusst(e) bspw. mein Wissen über das Elternhaus meine Einschätzungen? Hatte ich die Tendenz, das Kind bei der Beurteilung zu überschätzen oder zu unterschätzen?
  2. Mehr als die fachlichen Leistungen in die Prognose einbeziehen: Persönlichkeitsmerkmale wie die intellektuelle Fähigkeit, die Motivation, der Biss, das Durchhaltevermögen, die Selbstorganisation, die Sorgfalt werden wichtige Bausteine für zukünftigen Erfolg sein. Ein gutes Sozialverhalten und kommunikative Fähigkeiten öffnen Türen. Und schliesslich ist der mögliche Support durch Schule und Umfeld wichtig: Gibt es ausserhalb der Familie Möglichkeiten, das Potenzial zu fördern?
  3. Die zukünftige Entwicklung einschätzen: Wie wird sich das KInd in den kommenden Monaten in den verschiedenen Bereichen entwickeln?
  4. Eine Gesamteinschätzung vornehmen: Bisher erbrachte fachliche Leistungen und Persönlichkeitsmerkmale, Sozialverhalten und externe Unterstützungsmöglichkeiten müssen in eine mutige Einschätzung einfliessen: Auf welchem Niveau startet dieses Kind in den nächsten Monaten durch, wenn man alles zusammen in Betracht zieht?

Wer es gerne systematischer hätte: Folgende Checkliste kann helfen.

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