Sara Augelli: So stellte ich mein Leben auf den Kopf

Ich heisse Sara Augelli, bin 16 Jahre alt und komme aus Italien. Ich bin in Süditalien geboren, genau nördlich des italienischen Absatzes, und ich habe dort 15 Jahre lang gelebt. In Italien hatte ich schon das erste Gymnasium-Jahr gestartet. Ich war sehr gut in der Schule, ich war die Beste, ich habe gerne gelernt und hatte viele Pläne, aber ich war nicht ganz zufrieden mit meinem Leben. Im Süden sind die Schulen nicht sehr gut organisiert und meine Klasse war immer sehr laut und chaotisch, wir hatten wegen des Lärms praktisch nie Unterricht. Die Dinge mit meinen Freunden fingen an, schief zu laufen, und wir waren immer mehr zerstritten.

Dann hat mich die Pandemie stark zurückgeworfen. Ich habe immer Sport gemacht, ich bin gerne zum Klavier- und Gesangsunterricht gegangen, und plötzlich musste ich mit allem aufhören. Drei Monate lang sass ich zu Hause vor dem Computer, lernte und schrieb einen Test nach dem anderen. Ich musste etwas ändern, eine Pause nehmen. Dann, im August 2020, bin ich in die Schweiz gereist, um meinen Vater zu besuchen, der hier seit sechs Jahren arbeitet. Ich habe gesehen, wie hier das Leben läuft, wie die Leute sind und die wunderschönen Orte, an denen ich gewesen bin. Nach einem Monat in der Schweiz habe ich entschieden, dass ich wieder neu starten will, eine neue Sprache lernen, neue Menschen kennenlernen – dass ich einfach alles ändern will.

Ziel Gymnasiums-Notenschnitt

Die ersten fünf Wochen habe ich den Kommunalen Integrationskurs (KIK) besucht, im Februar habe ich einen Test bestanden – und jetzt bin ich in der 3. Bez. Am Anfang habe ich ein bisschen Angst gehabt, dass ich es nicht schaffen könnte. Meine Noten waren natürlich nicht so gut, und ich war nicht sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Meine soziale Situation war genauso schlecht, alle in der Klasse waren schon befreundet, ausser ich. Nach ein paar Monaten wollte die Klassenlehrerin die Situation mit meinen Eltern besprechen und diskutieren, wie ich das nächste Schuljahr angehen könnte. Sie haben entscheiden, dass ich ein Jahr wiederholen würde, damit meine Kompetenzen besser würden und ich mein Ziel, den Gymnasiumsschnitt, schaffen könnte.

Dank Chagall keine Angst mehr

Während der Konversation riet mir meine Lehrerin, den Chagall-Nachmittagskurs zu besuchen, damit ich Antworten auf alle meine Fragen bekomme und meine Noten verbessern kann. Nach den Frühlingsferien bin zusammen mit einer Klassenkollegin in den Chagall-Nachmittagskurs der Kanti Baden gegangen. Mit der Zeit habe ich neue Kolleginnen in Chagall gefunden. Im August 2021 habe ich wieder die Klasse gewechselt.  Ich machte mir viele Sorgen, denn ich dachte, ich würde ein weiteres Jahr allein sein. Aber ich habe mich geirrt. Ich habe neue Kollegen gefunden, davon einen Italiener. Dank Chagall habe ich gelernt, keine Angst mehr zu haben, denn in meinem Leben war ich immer schüchtern gewesen, ich habe zum Beispiel Angst gehabt, mit fremden Leuten zu sprechen. Inzwischen habe ich mein Deutsch verbessert und den Notenschnitt fürs Gymnasium erreicht. Das hat mir geholfen, zu wachsen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das alles kann, ich habe meine Talente, meine Stärken und Schwächen entdeckt.

Ich glaube, dass die normale Schule einem nicht zu 100 Prozent hilft. Wenn ich Zweifel habe, die selbst die Schule nicht lösen kann, weiss ich, dass ich im Chagall-Kurs um Hilfe bitten kann, und ich bin sicher, dass ich meine Mängel beseitigen werde. Wenn ich einen Rat geben müsste, ich würde sagen, keine Angst zu haben. Niemand wird alleine gelassen, und wenn man Probleme mit der Sozialisation hat, kann ich immer mit einer Lehrperson reden und die Situation lösen.

Wenn du neu in der Schweiz bist und die Möglichkeit hast, Chagall zu besuchen, ich würde sicher sagen, dass es helfen kann.