Fundament, Frust und Freude – Jürg Schochs Jahresrückblick in drei Punkten

Wir haben ein klares inhaltliches Fundament. Welche sozialen Gruppen sind von Bildungsbenachteiligung betroffen? Auf welchen Ebenen entsteht Bildungsbe­nachteiligung? An welchen Stellen in einer Bildungsbiographie ganz besonders? Wo kann und soll man ansetzen? Diese Fragen haben die Professorinnen Maag Merki und Suter zusammen mit Dr. Kamm systematisch bearbeitet und beantwortet. Damit haben wir für all unsere Aktivitäten, Überlegungen und Argumentationen ein solides systematisches Fundament. Mein Stichwort dazu: sehr erhellend!

Wir lernen, mit Frustration umzugehen. Wer sich einsetzt, setzt sich aus. Das Thema Chancengerechtigkeit steht weit oben auf den politischen Agenden. Zumindest in den Papieren. Aber der Papiertiger ist leider noch zahnlos. Wenn es darum geht, konkrete Schritte zu machen oder gar Finanzen zu sprechen, bleibt die offizielle Politik den Tatbeweis schuldig. Soll der Kanton Zürich weitere Förderprogramme anstossen? Antwort auf das Postulat: Nicht nötig. Soll er wenigstens die bewährten bestehenden finanziell unterstützen? Antwort: Keine Rechtsgrundlage. Ist die seit 12 Monaten beschlossene EDK-Kommission Bildungsgerechtigkeit an der Arbeit? Nein, noch nicht eingesetzt. Befassen sich die Schweizerischen Gymnasialrektor:innen mit der Frage der Chancengerechtigkeit? Nein, Tagung vom Vorstand wegen zu geringer Beteiligung abgesagt. Mein Stichwort zu all dem: sehr ernüchternd.

Trotzdem: Wir erleben mehrheitlich Erfreuliches. Für die Lichtblicke des Jahres sorgen die Kantone Aargau und Basel-Stadt. Chagall AG expandiert nach Wohlen (siehe Blickpunkt Programme), und am Wirtschaftsgymnasium Basel startet bereits der zweite Kurs von ChaBâle. Darüber hinaus haben unsere Aktivitäten viele positive Echos ausgelöst, Einladungen zu Referaten, anerkennende Mails, Eintritte in die Allianz, Ermutigungen auch von Seiten von Verwaltungen und Fachleuten. Die Tagung in Baden war enorm gut besucht von vielen verschiedensten und engagierten, kompetenten Menschen. Das Interesse an einzelnen Themen wie der objektiven Messung von Bildungsbenachteiligung ist sehr gross, der Wunsch nach Konzepten für Förder- und Mentoringprogrammen am Ende der Primarschule spürbar. Mein Stichwort dazu: Ermutigend. So lassen sich Prioritäten für 2023 ableiten. Wir werden es tun. Mit Herz, Verstand und Ausdauer.