Das St. Galler Förderprojekt CHANSON war drei Jahre lang eine Art zugewandter Ort der Allianz Chance+, jetzt wird es offiziell Mitglied. Wir freuen uns riesig, dass die Leitung der PHSG sich zu diesem Schritt entschieden hat. CHANSON ist ein etabliertes, qualitativ hochstehendes Programm, das von der PHSG geleitet wird, in den Gemeinden Rapperswil, Wil und St. Gallen auf den Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe fokussiert – und im vergangenen Herbst sein 10-Jahr-Jubiläum feierte. Wir haben Projektleiter Simon Dias auf den Zahn gefühlt, unter anderen wollten wir wissen, woher CHANSON seinen Namen hat, wie das Projekt aufgebaut ist und was es besonders auszeichnet.
Wer CHANSON hört oder liest, denkt vielleicht an Lieder von Edith Piaf oder Jacques Brel. Warum heisst euer Förderprojekt eigentlich CHANSON? Simon Dias: CHANSON leitet sich von Chancenförderung bei der Selektionab. Der Name bringt den Grundgedanken unseres Programms auf den Punkt: Sozioökonomisch benachteiligte Schüler:innen der 5. oder 6. Klasse werden beim Übertritt in ein höheres Schulniveau gefördert.
Wann und wie entstand CHANSON? Inspiriert von ChagALL Zürich, riefen die Professorinnen Doris Edelmann und Sonja Bischoff, beide von der Pädagogischen Hochschule St.Gallen, das Projekt CHANSON 2013 ins Leben. Sie initiierten ein dreijähriges Pilotprojekt, das von den Stiftungen Mercator, Mariaberg und der Jacobs Foundation finanziert wurde. Ziel war, dass es in die Regelschule überführt und von den Gemeinden getragen wird. Rapperswil-Jona und Wil sahen von Anfang an den Nutzen des Projekts und bieten CHANSON seither an.
Kurz und bündig: Welches sind die konzeptionellen Eckpfeiler von CHANSON? Leitung durch die PHSG, Fokus auf den Übertritt von der 5./6. Primar in die Sek, Miteinbezug von Studierenden und Elternbildung.
Elternbildung? Wir vermitteln den Eltern grundsätzliche Informationen über CHANSON und besprechen mit ihnen, wie sie ihre Kinder emotional unterstützen und zu Hause geeignete Lernplätze schaffen können. Zudem zeigen wir ihnen mögliche Bildungswege auf, damit sie ihre Kinder beraten können. Wichtig ist, dass die Gespräche in einem geschützten Rahmen stattfinden, in dem die Eltern auch ihre Ängste formulieren können.
Studierende haben die Möglichkeit, als Lerncoaches bei CHANSON mitzuarbeiten. Welche Idee steckt dahinter? Die Studierenden können CHANSON als selbstbestimmtes Praktikum wählen. Sie erhalten dabei die Möglichkeit, sich mit sozioökonomisch benachteiligten Kindern, deren Lebenssituationen, Bedürfnissen und Herausforderungen auseinandersetzen. Das ist eine wertvolle Vorbereitung auf ihre spätere Berufstätigkeit.
Wie beurteilen die Studierenden diese Erfahrung? Durchweg positiv. Wir wissen aus Feedbacks, dass sie es besonders wertvoll finden, genügend Zeit zu haben, sich mit Schüler:innen vertieft auszutauschen und gemeinsam etwas zu erarbeiten. Oder dass sie Einblicke in Lebens- und Lernrealitäten gewinnen, die sie sonst nie erhalten würden. Wir nehmen gleichzeitig aber auch einen grossen Mehrwert für CHANSON wahr. An unseren Kursen nehmen durchschnittlich 10 bis 15 Schüler:innen pro Standort teil, betreut von einer erfahrenen Förderlehrperson sowie zwei bis drei Studierenden. Das ermöglicht eine viel individuellere Betreuung der Kinder.
Welches sind aus deiner Sicht die zentralen Erfolgsfaktoren von CHANSON? Die Kontinuität der Zusammenarbeit mit den beteiligten Gemeinden und den Klassenlehrpersonen, aber auch mit den erfahrenen, langjährigen Förderlehrpersonen. Und mit den zahlreichen Studierenden, die sich mit viel Herzblut engagieren.
Demnächst ist auch St. Gallen dabei. Habt ihr weitere Gemeinden im Visier? Wir freuen uns sehr, dass St. Gallen dabei ist. Vermutlich gibt es nicht nur in St. Gallen, Wil und Rapperswil-Jona Bedarf, aber wir konzentrieren uns vorläufig auf die Weiterführung und -entwicklung der bestehenden Projekte. Qualität kommt vor Quantität.
Was versprecht ihr euch von der Mitgliedschaft bei der Allianz Chance+? Ich fand die Allianz immer eine super Idee, denn Förderprojekte müssen zusammenarbeiten, Erfahrungen austauschen und voneinander lernen. Die Allianz-Tagungen zum Beispiel sind für mich enorm bereichernd, sie wirken wie ein Mega-Boost für unser Engagement. Darüber hinaus ermöglicht die Allianz Initiativen, die wir allein nicht stemmen könnten, als Beispiel möchte ich die geplante «Chancen-Initiative Schweiz» erwähnen.
Ein Blick in die Zukunft: Wo steht CHANSON im Jahr 2034? Ich hoffe, dass CHANSON in 10 Jahren noch besser in den Gemeinden verankert und längerfristig abgesichert ist. Schön wäre es, wenn wir ein fulminantes 20-Jahr-Jubiläum feiern könnten.
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