10 zentrale Gelingensbedingungen für Förderprogramme

Im Zuge unserer Anstrengungen, Praxiswissen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu kombinieren, erteilten wir vor knapp zwei Jahren Thomas Meyer und Barbara Wilhelmi von der Universität  Bern den Auftrag zu einer Metaevaluation unserer Förderprogramme.
Dabei verfolgten wir vier Ziele: einen systematisierten Überblick über die Programme zu gewinnen, ihnen Möglichkeiten zum Austausch und Erkenntnisgewinn zu verschaffen, wirksame Elemente und Qualitätsmerkmale zu bestimmen sowie offene Fragen zu identifizieren. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse über die Wirksamkeit von Programm-Elementen vor, die wir in Form von zehn Gelingensbedingungen vorstellen:

1. Das Programm steht auf einem stringenten inhaltlichen Konzept
Ein Konzept umfasst minimal folgende Punkte: Ziele, Pädagogische Leitlinien, Aufnahmeverfahren, Programminhalt, Umsetzung/Trainings­programm, zeitlicher Aufbau (Timeline), Qualitätssicherung. Die Lernangebote basieren auf konkreten Programmzielen und dienen der Erreichung derselben.

2. Das Programm verfolgt allgemeinbildende und berufsbildende Ziele
Programme an Übergangen fokussieren generell auf den Sprung in ein anspruchsvolles Niveau in der nächsten Bildungsstufe. Bei Programmen am Übergang zu Sek I erfolgt eine Fokussierung auf den Sprung in ein anspruchsvolles Niveau Sek I. Bei Programmen am Übergang zu Sek II wird auf höher qualifizierende Ausbildungsangebote fokussiert.

3. Das Programm agiert vernetzt und im Verbund
Best Practice Sharing und Vernetzung mit bestehenden Programmen liefern wertvolle Impulse. Erfolgsversprechend an den Übergängen sind Organisationsstrukturen, bei denen abgebende und aufnehmende Schulen beteiligt sind. Der Kontakt zum familiären Umfeld kann einen gewichtigen positiven Einfluss auf das erfolgreiche Absolvieren eines Programms haben

4. Das Programm ist breit abgestützt
Die regionale und lokale Einbindung des Programms ist äusserst wichtig. Vereine als Trägerschaften können für einen möglichen Start hilfreich sein, sind aber langfristig nicht ideal (Akzeptanz, Einbettung, Finanzierung). Als hilfreich erweisen sich auch Patronate (Netzwerk, Türöff­ner für Finanzierung und die Akzeptanz). Anschubfinanzierungen über Stiftungen oder Social Impact Bonds sind wichtig, für eine langfristige und nachhaltige Finanzierung braucht es zwingend die öffentliche Hand.

5. Das Programm hat eine professionelle Verankerung
Es braucht Fachleute mit pädagogischer Ausbildung, die auch eine angemessene Entschädigung erhalten. Ehrenamtliches Engagement ergänzt das Angebot.

6. Die Coaches/Lehrpersonen sind vielfältig kompetent
Sie verfügen über ein breites Repertoire an Methoden-, Diagnose- und Coaching-Kompetenzen und beherrschen vielfältige adaptive und binnendifferenzierende Lernsettings.

7. Der positive Blick der Coaches/Lehrpersonen ist entscheidend für den Lernerfolg der Schüler:innen
Eine förderorientierte Haltung, die mit hohen Leistungserwartungen und lernförderlichen Zuschreibungen gekoppelt ist und wirkungsvolles formatives Feedback enthält, beeinflusst die Lernmotivation und den Erfolg der Lernenden positiv.

8. Ein tiefer sozioökonomischer Status (SES) ist Bedingung bei der Auswahl der Schüler:innen
Ein breit abgestütztes Aufnahmeverfahren gewährleistet, dass die richtigen Schüler:innen im Programm aufgenommen werden.

9. Feiern und Feste helfen den Kindern und Jugendlichen, sich mit dem Programm zu identifizieren
Kulturelle und gesellige Veranstaltungen bewirken, dass sich die Schüler:innen in der Erreichung ihrer Ziele durch die Programme unterstützt fühlen. Damit wird auch ihr Selbstwirksamkeitsempfinden gestärkt. Es macht sie stolz, dabei sein zu können. Abschlussfeiern stellen eine Würdigung des Einsatzes der Kinder und Jugendlichen dar.

10. Regelmässige Evaluationen verbessern die Prozesse
Selbst- und Fremdevaluationen sowie Rückmeldungen von Schüler:innen und Coaches/Lehrpersonen fokussieren auf Programmteile und Interventionsformen, welche die Verbesserung der Leistungen der Schüler:innen im Blick haben.