«Oft beobachte ich, wie Schüler:innen mit grossen Chancen zu Schüler:innen mit grossen Problem werden»
Mit dem Schuljahr 2024/25 startet auch in Spreitenbach das Pilotprogramm Chance P+. Mit dabei im Team ist Schulsozialarbeiter Peter Rumpel. Er erklärt, warum das für alle Kantone und Übertrittsverfahren geeignete Programm aus seiner spezifischen Perspektive riesiges Potenzial hat.
Von Schulsozialarbeiter Peter Rumpel, Schulhaus Hasel, Spreitenbach
In meiner Rolle als Schulsozialarbeiter begegne ich immer wieder Schülerinnen und Schülern, die aufgrund ihres Potentials zu wesentlich besseren schulischen Leistungen fähig wären, als es ihre Noten widerspiegeln. Auch die Eltern wünschen sich diese Leistungen für ihr Kind, sind jedoch oft nicht in der Lage, die notwendige Unterstützung zu bieten.
Dies kann auf eine mangelnde Schulbildung zurückzuführen sein, aber auch auf die Arbeitssituation der Eltern, die häufig beide in hochprozentigen Niedriglohnjobs tätig sind. Solche Umstände können eine adäquate Unterstützung der Kinder erschweren. Oft sind den Familien die Fördermöglichkeiten ausserhalb der Schule (Nachhilfe, Förderunterricht, Hausaufgabenhilfe) nicht bekannt oder sie können sich diese Angebote schlichtweg nicht leisten.
In einigen Fällen treffe ich auf Kinder mit grossem Potential, bei denen die Schule im Elternhaus jedoch nicht den entsprechenden Stellenwert genießt. Oft haben diese Eltern selbst negative Erfahrungen mit dem Schulsystem gemacht und projizieren ihre Einstellungen auf ihre Kinder.
Das Traurige daran ist, dass solche Schülerinnen und Schüler häufig zu hören bekommen: «Du kannst doch viel mehr; du musst dich nur mehr anstrengen.» Was als Ermutigung gemeint ist, wird von den Kindern oft als «Du genügst nicht, obwohl du es könntest» verstanden. Dadurch machen sie regelmässig negative Erfahrungen in Bezug auf ihre Selbstwirksamkeit. Dies kann zu Selbstwertproblemen führen, die wiederum negative Verhaltensmuster nach sich ziehen und die schulische Abwärtsspirale verstärken.
Ich beobachte immer wieder, wie sich Kinder mit grossen Chancen zu Kindern mit grossen Problemen entwickeln, was sich negativ auf ihre Klassen, die Lehrpersonen und besonders auf die Kinder selbst auswirkt.
Genau hier setzt das Programm Chance P+ an. Kinder mit grossem Potential regelmäßig zu stärken und auf ihrem Lernweg zu unterstützen, kann dazu führen, dass sie ihre Fähigkeiten besser ausschöpfen, ein positives Verhältnis zur Schule entwickeln und möglicherweise anderen Kindern als Vorbild dienen.
Neben der Unterstützung durch Fachpersonen sehe ich auch eine grosse Chance in der Gruppendynamik. Wenn Kinder als Gruppe gemeinsam für etwas kämpfen und arbeiten, stärkt das den Zusammenhalt. Aus diesen neuen Beziehungen können die Kinder sicher viel Mut und Motivation schöpfen.
Aus diesen Gründen sehe ich eine riesige Chance im Programm Chance P+!