«Chagall Baden ist eine Erfolgsgeschichte»

Die 5 wichtigsten Ergebnisse des Evaluationsberichts der Pädagogischen Hochschule FHNW

Chagall Baden ist schweizweit einzigartig…
… weil das Programm eine Brücke baut zwischen verschiedenen Schulstufen. Chagall Baden ist als gemeinsames Projekt der Sekundarstufe I und II, den Mittelschulen und der Berufsbildung mit Matura konzipiert. Beteiligt sind die Berufsfachschule Baden, die Kantonsschule Baden sowie die Bezirks- und Sekundarschulen Baden, Wettingen und Spreitenbach.

Chagall Baden besticht durch seine Professionalität…
… und zwar vom Assessment angemeldeter Schüler:innen über den Förderunterricht, die Finanzierung, die kontinuierliche Überprüfung und die permanente Weiterentwicklung.

Stichwort: Assessment. Interessierte Schüler:innen müssen sich über ein Aufnahmeverfahren für das Programm qualifizieren. Dieses besteht aus zwei Tests, welche die fluide Grundintelligenz (Culture Fair Intelligence, CFT) und die Lern- und Leistungsmotivation (SELMO) messen, und fallweise aus einem persönlichen Gespräch. Am Ende entscheidet ein Gremium anhand der Kriterien Potenzial, Motivation, Selbstkompetenz und familiärer Hintergrund über die Aufnahme ins Programm.

Stichwort Unterricht: Jeder Kurs besteht aus einem Betreuungsteam mit drei bis vier permanenten Lehrpersonen aus der Sek I und II für Deutsch, Mathe, Coaching und den Kontakt zur Klassen-Lehrperson. Weitere Fach-Lehrpersonen werden aus einem Pool der Kanti und der Berufsfachschule Baden beigezogen.

Chagall Baden erzielt grosse Wirkung…
… das belegten schon die Evaluationsberichte 2019 und 2020 der FHNW unter der Leitung von Adrian Bucher. Nun hält der Abschlussbericht fest, dass Chagall Baden eine «Erfolgsgeschichte» sei. «Das Programm hat sich in kurzer Zeit etabliert, erfüllt die Erwartungen der Kursteilnehmenden und verbessert die Zusammenarbeit der beteiligten Schulen.» Indem es das Talentreservoir von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ausschöpft, leistet es einen Beitrag zur Integration und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Dies illustrieren folgende Zahlen:

80 Prozent der Chagaller:innen schaffen am Ende der Sek I den Übertritt in eine Maturitätsausbildung oder finden eine anspruchsvolle technische Lehre. 40 Prozent wechseln ins Gymi, 20 Prozent in die Fachmittelschule, 12 Prozent besuchen eine Informatik- oder Wirtschafts-Mittelschule, und 28 Prozent ergreifen eine Lehre. Last but least: 88 Prozent der Chagaller:innen, die den Sprung in die Sek II schaffen, erreichen das zweite Ausbildungsjahr.

Erfreulich ist der Beitrag, den Chagall Baden bei der Intergration von spätmigrierten Kindern und Flüchtlingskindern leisten konnte. Gut die Hälfte der 71 Chagaller:innen sind nicht in der Schweiz geboren. Zwei Drittel von ihnen sind erst nach 2015 in die Schweiz gekommen. Sie stammen mehrheitlich aus Süd- und Südosteuropa und aus dem Nahen und Mittleren Osten.

Verblüfft ist das Evaluationsteam über die Tatsache, dass alle 71 Schüler:innen der bisherigen fünf Kurse fremdsprachigen Hintergrund haben. Schweizer Jugendliche aus schwierigen familiären Verhältnissen vermag das Programm offenbar nicht zu erreichen. Die Gründe sind unbekannt.

Chagall Baden ist kosteneffizient– und wird bald vom Kanton AG finanziert…
… denn das Programm erzielt gute Ergebnisse mit vergleichsweise geringen Mitteln. Insgesamt betrugen die Ausgaben für die Pilotphase rund 300000 Franken, das heisst, der durchschnittliche Aufwand pro Schüler:in/pro Jahr liegt bei 1100 Franken. Als Geldgeber fungierten fast hälftig der Chagall Initiative Fonds und der kantonale Swisslos Fonds.

Die weitere Finanzierung steht auf nachhaltigem Fundament: Seit Ende der Pilotphase im Sommer 2022 kommt ein privater Gönner vier Jahre lang für Zweidrittel der anfallenden Kosten auf. Gleichzeitig übernimmt der Kanton Aargau ab diesem Jahr schrittweise die Ausgaben für sämtliche Programme; ab 2026 wird die Finanzierung in den kantonalen Finanzplan aufgenommen – hoffentlich schweizweit der Durchbruch für das finanzielle Engagement der öffentlichen Hand.

Chagall Baden entwickelt sich weiter…
… dies nicht nur punkto finanzieller Absicherung. Was wirkt, soll weiter verstärkt und das Programm gezielt darauf ausgerichtet werden. Weil viele Chagaller:innen eine kaufmännische Lehre anstreben, werden künftig die KV-Schulen stärker ins Programm eingebunden. Schliesslich: Im Herbst 2022 startete an den Kantonschule Wohlen ein neues Programm, in diesem Jahr soll ein weiteres in Aarau folgen.